Myrine

Lykastia und Chadesia

Weitere Städte der Amazonen

Themiskyra war die weitaus berühmteste Amazonenstadt, doch gab es daneben zwei weitere Städte, welche als Wohnsitz von Amazonen galten: Lykastia und Chadesia.
Apollonius Rhodius gibt uns folgenden Bericht (Argonautika II, 996 - 1000):
Denn sie wohnten nicht in einer Stadt zusammen, sondern über das Land verteilt, in drei Stämmen aufgeteilt. In einem Teil wohnten die Themiskyräer, über die zu dieser Zeit Hippolyte herrschte, in einem weiteren die Lykastier und in einem anderen die Speere werfenden Chadesier.

 

>>> Auf den Spuren dieser Städte <<<

Lykastia:
Die geographischen Angaben der antiken Autoren sind in diesem Fall ziemlich exakt: Lykastia war der Name eines Flusses und einer Stadt östlich von Amisos (heute Samsun) am Südufer des Schwarzen Meeres. Weiters gibt es eine genaue Entfernungsangabe. Danach war die Stadt 20 Stadien (= 3,6 km) östlich von Amisos gelegen. Aufgrund dieser Beschreibung muss es sich bei dem Fluss dieses Namens um den Mert Irmak handeln, und Lykastia wäre mit dem Fundort Dündartepe (= die Stadt) bzw. dem benachbarten Tekkeköy (= die Burganlage) identisch.

Funde aus Dündartepe
Die archäologische Fundsituation spricht für eine hochentwickelte und eigenständige Kultur. Einige herausragende Fundstücke wurden bereits auf der Themiskyra-Seite präsentiert.

Nadel aus Knochen von Dündartepe
Eine schöne Nadel aus Knochen mit einem fesselnden Augenmotiv

Waffen aus Dündartepe
Dolche aus Dündartepe

Dort, wo heute der Fundort Dündartepe ist, war einst die Stadt Lykastia. Wo heute Tekkeköy ist, befanden sich die Burganlage und die Begräbnisstätte.
=> Die Begräbnisstätte von Tekkeköy
=> Die Burg von Tekkeköy


Chadesia:
Die Identifizierung des antiken Chadesia ist nicht so leicht. Die antike Tradition überliefert, dass Chadesia der Name eines Flusses und einer Stadt war. Jene Stadt lag an der Westgrenze des Gebietes von Themiskyra. Allerdings gibt es keine genaueren Ortsangaben. Es könnte sein, dass Chadesia mit den eindrucksvollen Ruinen von Akalan zu identifizieren ist. Akalan liegt ungefähr 18 km südwestlich der Küstenstadt Samsun (Amisos). Bei dem Fluss dieses Namens handelt es sich folglich um den heutigen Kurtun Irmak.

Akalan
Wir haben hier eine eindrucksvolle Festungsanlage vor uns, welche aus mächtigen Steinen errichtet worden war.

Toranlage in Akalan
Überrest einer gewaltigen Toranlage

Festungsmauer von Akalan
Die mächtige Umfassungsmauer

Folgende Argumente sprechen für eine Identifizierung Chadesias mit den Ruinen von Akalan: Akalan liegt im äußersten Westen der Iris-Thermodon Ebene, welche eine zusammenhängende Region bildet. Weiters existiert eine antike Referenz, die angibt, dass Chadesia 150 Stadien (ca. 27 km) von Lykastia entfernt war. Dies würde in etwa der Entfernung dieser Orte entsprechen.


Die hethitischen Schriften der zweiten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrtausends erwähnen des öfteren eine Stadt namens Chajasa. Dieser Ort war die Hauptstadt des Landes Azzi, und jenes Land wurde an der Küste des Schwarzen Meeres lokalisiert. Es spricht einiges dafür, dass das Land der Amazonen am Fluss Thermodon und das Land Azzi geographisch identisch sind.
Der Name Azzi hat Ähnlichkeit mit dem Wort Amazone. So hatte der angesehene deutsche Hethiterforscher Friedrich Cornelius folgende Deutung des Begriffs Amazone vorgeschlagen: Die Bezeichnung setzt sich zusammen aus »Am« - ein weitverbreitetes Lallwort für Mutter oder Frau (auch im Hethitschen belegt) - und dem Namen des Landes »Azzi«, somit bedeutet Amazone Frau des Azzi-Landes.
Darüber hinaus lautet der Name der Hauptstadt des Azzi-Landes 'Chajasa'. Dieser Name ist zweifellos der antiken Stadtbezeichnung Chadesia sehr ähnlich.

Daneben gibt es einen weiteren Lokalisierungsvorschlag für die Stadt Chadesia, welcher die Heimat der Amazonen geographisch weiter fasst. Westlich der Iris-Thermodon Ebene befindet sich eine landschaftlich ziemlich ähnliche Flussebene - die Mündungsebene des Flusses Kizilirmak (in der Antike: Halys). In dieser Landschaft kamen bei Ausgrabungen Fundgegenstände zu Tage, welche jenen von Dündartepe sehr ähnlich sind. Der wichtigste Fundort ist Ikiztepe in der Nähe von Bafra. Auf Basis der Fundsituation wird angenommen, dass diese beiden Ebenen zu jener Zeit kulturell eine Einheit bildeten. Aufgrund dieser Fakten erscheint es nicht unrealistisch, den Fundhügel von Ikiztepe mit dem antiken Chadesia zu identifizieren. Das würde implizieren, dass das Land der Amazonen viel ausgedehnter war!
=> Ikiztepe - Forschungskampagne 1999


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